Freiwillige Feuerwehr Deggenau e.V.
1955-1999

Im Jahre 1955 wurde Kommandant Hinkofer von Alfons Loibl abgelöst, der dieses Amt 8 Jahre innehatte, bis er wegen Wohnungsmangel - seine Wohnung war ihm wegen Nachwuchses zu klein geworden, und die Bemühungen der Gemeinde waren vergeblich, eine größere zu finden - aus Deggenau wegziehen mußte, und daher dieses Amt an seinen bisherigen Stellvertreter Rudolf Geiger weitergab. Loibl war ein rühriger Kommandant. In seiner Amtszeit wurde ein gebrauchter Opel Blitz, der von den Mitgliedern selbst zu einem Mannschaftstransportwagen umgebaut worden ist, 2 neue Motorspritzen, etliche Blusen und Löschanzüge, Schlauchgerät und Kleingeräte angeschafft. Auch der Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Sandweg wurde in seiner Zeit abgewickelt. Am 26. 11. 1960 war hierzu die Einweihung. Unter Loibl wurden auch die ersten Leistungsabzeichen, die Anfang der 60er Jahre eingeführt wurden, abgelegt.

Am 27. Oktober 1963 erfolgten also in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Neuwahlen der neuen Kommandanten. Rudi Geiger wurde hier zum 1. Kommandanten und Heribert Penzkofer, der ebenfalls die Kassenverwaltung innehatte, zu seinem seinem Stellvertreter gewählt. Geiger hatte es schwer, in die Fußstapfen des bewährten Loibl zu treten. Er schafft es. Der ebenfalls rührige 1. Vorstand und gleichzeitig 1. Bürgermeister Gorgosch untersctützte ihn, wo es nur ging, vorwiegend die schriftlichen Angelegenheiten nahm er ihm ab.

Gorgosch war es auch, der die Neuanschaffung einer neuen Vereinsfahne vorantrieb. 2 Jahre wurden jeweils 1000 DM zurückgelegt, um diesen Wunsch zu verwirklichen. In der Jahreshauptversammlung 1964 wurde dann der Beschluß gefaßt, die neue Fahne zu bestellen. Im April 1965 wurde die Fahne ausgeliefert, sie zeigt auf der einen Seite die Ansicht der Deggenau mit den beiden Gerätehäusern Deggenau (Gemeindehaus) und Sandweg, auf der anderen Seite wird der Hl. Florian mit der St. Erasmuskirche, die der Hengersbergerstraße zum Opfer fiel, und die Villa der Reederei Wallner dargestellt. Am 26. und 27. Juni 1965 wurde, wiederum bei herrlichem Wetter, die Fahnenweihe, verbunden mit dem 90 jährigen Gründungsfest abgehalten. Als Fahnenmutter fungierte Frau Anna Duschl. Als Patenverein konnte wiederum die Kameraden aus Fischerdorf gewonnen werden. 60 Vereine waren dabei dieses große Ereignis zu feiern.

1969 stellte sich Rudi Geiger bei den Neuwahlen des 1 Kommandanten nicht mehr zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Franz Mader, der seit 1950 aktives Mitglied der Wehr war und bereits den Grund- und den Mittelstufenlehrgang in der Feuerwehrschule in Regensburg absolviert hatte. Zu seinem Stellvertreter konnte aber doch noch Geiger Rudi überredet werden, da man wollte, daß einer der beiden Kommandanten aus den Bergortschaften kam. Allerdings trat er im Jahre 1970 aus Verärgerung über die Gemeinde zurück, die immer wieder den Kauf eines neuen Löschfahrzeuges hinausschob, obwohl die Wehr seit 1968 schon nicht mehr ausrücken konnte, da der Borgward, der 1962 für den Opel Blitz vom Grenzschutz gekauft wurde, nicht mehr in Gang zu bringen war. Er wollte und konnte die Verantwortung nicht mehr weiter mittragen, denn mittlerweile hatte es einen Brand gegeben, bei dem die Deggenauer nicht eingesetzt werden konnten. Nun wurde die Gemeinde unruhig, der Druck der Feuerwehr immer größer. So entschossen sich die Gemeindeverantwortlichen doch schweren Herzens, ein großes Allradfahrzeug zu kaufen, wozu sich die Feuerwehr verpflichtete, 10.000 DM aus ihrer eigenen Kasse draufzuzahlen.
Auszug aus dem Protoll zur Jahreshauptversammlung am 6.1.1972:

"Am 28. Januar 1971 war es soweit, schneller als erwartet. Abholung des neuen "Magirus - Allrad - Feuerwehrfahrzeuges LF 8" aus dem Werk in Ulm. Mit auf die Reise gingen Bürgermeister Ludwig Kaiser, Vorstand Johann Ernst, 1. Kommandant Mader sowie einige Feuerwehrmänner als Idealisten. Derzeit gültiger Auslieferungspreis einschl. MWST 68.925,-- DM. Die Finanzierung setzt sich wie folgt zusammen: Staatszuschuß 18.000,-- DM; Brandversicherungskammer 2.700,-- DM; Landkreis 6.500,-- DM; Zuschuß von Feuerwehrkasse 10.000,-- DM; Restbetrag - Gemeinde Deggenau als Auftraggeber 31.725,-- DM. Bei den letzt genannten Zahlen bekam unser Bürgermeister schon im Abholwerk eine andere Farbe und verzichtete sogar auf die Gratis - Vesper bei den Schwaben."

Am 17. April 1971 folgte dann die Fahrzeugweihe im kleinen Rahmen. H: H: Kaplan Dinsenbacher nahm diese vor dem Gerätehaus in Deggenau vor.

Das neue Fahrzeug mit der neuen Technik bewirkte, daß wieder mehr junge Kameraden zur Feuerwehr kamen. 1972 wurde Deggenau zur Stadt Deggendorf eingemeindet, was auch der Feuerwehr zugutekam. Zwar büßte man die Eigenständigkeit ein, doch für die Beschaffungen an Ausrüstungen und Gerätschaften hatte die Stadt Deggendorf bis heute immer ein offenes Ohr. Sowohl der damalige OB Berthold Heckscher, als auch sein Nachfolger OB Dieter Görlitz, waren immer darauf bedacht, ihre mittlerweile 8 Stadtteilwehren auf einen hervorragenden Ausrüstungsstand zu bringen.

Mit dem Gründungsfest anläßlich des 100 jährigen Bestehens der FFW Deggenau am 15. und 16. Juni 1974 erhoffte man sich, die Kasse nach der Bezuschußung zum Feuerwehrfahrzeug, wieder auf Vordermann zu bringen. 60 Vereine waren geladen und gaben der Feuerwehr aus Deggenau am Sonntag die Ehre. Auch dieses Mal konnte bei schönem Wetter ein gelungenes Jubiläum gefeiert werden. Als Festmutter fungierte die Ehefrau des 1. Kommandanten, Frau Maria Mader. Die Feuerwehr aus Fischerdorf konnte ein weiteres Mal als Patenverein gewonnen werden.

Ein neues Feuerwehrgerätehaus für Deggenau:

Die Planungen für das 1972 in den Wunschkatalog der Gemeinde Deggenau aufgenommene neue Feuerwehrgerätehaus begannen 1982. Um den Standort gab es im Vorfeld heftige Diskussionen. Einige Deggenauer wollten das Gerätehaus in der Nähe des Sportgeländes ansiedeln. Für den heutigen Standort auf dem Dorfplatz machten sich unter anderem der damalige CSU - Ortsverbandsvorsitzende und spätere 1. Vorstand der FFW Anton Lipp stark. OB Dieter Görlitz unterstützte diese Forderung und so konnte 1984 mit dem Bau begonnen werden. Da nun 1985 das Gerätehaus fertiggestellt wurde und noch dazu die Feuerwehr Deggenau in diesem Jahr 111 Jahre bestand, beschloß man, vom 5. bis 7 Juli die Gerätehauseinweihung in Verbindung mit einem 111 - jährigen Jubiläum zu feiern.
Auch dieses Mal folgten zahlreiche Vereine der Einladung und ein weiteres Mal wurde in Deggenau ein schönes Fest gefeiert. Als Festmutter stellte sich dieses Mal Frau Franziska Stallinger zur Verfügung und als Patenverein die altbewährten Kameraden aus Fischerdorf.

Vor den Festlichkeiten mussten allerdings noch Kommandantenwahlen durchgeführt werden, da die beiden Kommandanten Mader und sein Stellvertreter Alexander Silberbauer, der nach dem Rücktritt von Geiger an die Seite Maders gestellt wurde, aus gesundheitlichen Gründen ihre Ämter zur Verfügung stellten. Taubert Siegfried und Siebauer Josef, zwei eifrige Kameraden, übernahmen die Kommandantur.

Unter Tauberts Regie wurde 1986 die erste Damengruppe im Stadtgebiet gegründet. Die Ausbildung der Gruppe übernahm LM Max Krotzer, der nach dem schweren Arbeitsunfall von Siebauer kommisarisch das Amt des 2. Kommandanten ausübte, und der ehemalige Kdt. Mader. Am 1. August 1987 konnten die Mädels ihr erstes Leistungsabzeichen in Empfang nehmen. Mit großem Einsatzwillen meisterten sie die gestellten Aufgaben unter gestrengen Blicken der Schiedsrichter und einer großen Anzahl von Zuschauern, darunter auch der Oberbürgermeister Dieter Görlitz.

Auch die Gruppe in Sandweg erhielt immer mehr Zulauf. Der dort rührige Gruppenführer LM Albert Jungtäubl verstand es, die Jugend der Bergortschaften für die Sache Feuerwehr zu begeistern. Noch Ende der 70er Jahre diskutierte man um die Auflösung der Gruppe, damals wollte man es noch mal versuchen, und schon bald war eine schlagkräftige junge Gruppe entstanden. Um diese Gruppe, die nur mit einem TSA ausgerüstet war, schneller an den Einsatzort zu bringen und die Gruppe Deggenau am Einsatzort zu unterstützen, wurde von der FFW Deggendorf ein VW - Transporter übernommen, und ins Gerätehaus nach Sandweg gestellt. Die Zusammenarbeit von "Berg und Tal" klappte wunderbar, die Auseinandersetzungen der beiden Gruppen aus früheren Zeiten gehörten der Vergangenheit an.

Kommandant Taubert bemühte sich um den zur Ölwehr Deggendorf gehörenden Ölsanimat. Am 11.11.1989 konnte er diesen im Beisein von Oberbürgermeister Görlitz, KBR Schmid, SBI Schraufstetter in Emfang nehmen. Studienrat Adolf Wolfram gab den kirchlichen Segen dazu.

Nachdem Taubert am 24. 3 1990 als Kommandant wiedergewählt und mit Franz Brunner für den nicht mehr kanditierenden Max Krotzer ein neuer 2. Kommandant bestellt war, begannen im Jahr 1993 Schwierigkeiten, die mit der Auflösung des Gerätehauses in Sandweg, ja sogar den Weiterbestand der gesamten Feuerwehr Deggenau gefährdete, endete. Es begann eigentlich damit, daß die Gastwirtschaft in Sandweg geschlossen wurde, und die ehemalige Gemeinde Deggenau die Zufahrt zum dortigen Gerätehaus nicht notariell gesichert hatte. Der Besitzer versah die Zufahrten mit Schranken. Zwar hatte die Feuerwehr einen Schlüssel hierfür, doch gab es immer wieder Reibereien. Man versuchte nun, eine Möglichkeit zu finden, eine Zufahrt zu schaffen, die es der Feuerwehr ermöglichte, zum Gerätehaus zu gelangen, ohne erst Schranken öffnen zu müssen. Man konnte sich auf eine Variante einigen, doch gestaltete sich die Verwirklichung dieser Maßnahme als äußerst schwierig und kostspielig. Von Seiten der Stadt erwägte man den Schritt, das Gerätehaus aufzulassen, worauf sich die Gruppe entschloß, aus der Feuerwehr auszutreten, sollte dies der Fall sein. Höhere Stellen wurden eingeschaltet, die dann zu dem Entschluß kamen, daß in Sandweg kein Gerätehaus vonnöten sei, und nachdem die Gaststätte geschlossen war, keine sanitären Örtlichkeiten, kein Wasser und keine Heizung vorhanden waren, dieses nachzubessern immense Kosten verursachen würde und dieses auch von Seiten der Stadt nicht getragen werden könne. Nun waren die Verantwortlichen der FFW Deggenau an der Spitze der 1. Vorstand Anton Lipp gefordert, den Schaden zu begrenzen. In zahlreichen Gesprächen mit der Gruppe Sandweg konnte Lipp doch noch den größten Teil der Kameraden überreden, sich der Gruppe Deggenau anzuschließen und ins Gerätehaus Deggenau umzuziehen, und somit war eigentlich der Bestand der FFW Deggenau gesichert, zumal Franz Brunner und Franz Karl, die am 4. 6. 1994 nach dem Rücktritt von Taubert Siegfried aus Gesundheitsgründen als Kommandanten gewählt wurden, die jungen Kameraden zu höheren Aufgaben heranzuziehen und sie in die Verantwortung zu nehmen. Dies gelang und so besteht die heutige Vorstandschaft der FFW Deggenau zum großen Teil aus den jungen Leuten der "Bergler". Schmerzhaft ist nur, daß doch einige hundertprozentige Feuerwehrleute, darunter der Gruppenführer, doch ihren Standpunkt nicht aufgaben, und der FFW Deggenau den Rücken kehrten.

1995 begann man wieder, eine Jugendgruppe aufzubauen. Neun 14 - 16 jährige konnten dazu gewonnen werden. Die deutsche Jugendleistungsspange wurde erstmals erworben, und die bayerische Jugendleistungsprüfung abgelegt. In den darauffolgenden Jahren fanden sich immer wieder junge Leute, die sich in den Dienst der Feuerwehr Deggenau stellen, weil die Kameradschaft unter den "jungen" als hervorragend bezeichnet werden kann, und jeder einzelne bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

Die Jugend steht im Mittelpunkt der FFW Deggenau, denn nur so kann der Fortbestand nicht nur unserer Wehr sondern auch unserer Gesellschaft gesichert werden. Deswegen widmen wir dieses 125 jährige Gründungsfest unserer Jugend, aber auch unsere älteren Kameraden wollen wir nicht vergessen, die in 125 Jahren nach dem Grundgedanken aller Feuerwehren

Helfen in Not, ist unser Gebot

gehandelt und diesen Gedanken immer wieder weitergegeben haben, so sind nun wir an der Reihe, dies zu tun, und hoffen, daß unsere jetzige Jugend nach uns in diesem Sinne weiterarbeiten.

                                                        Franz Brunner

 

unter Verwendung der von S. Michael Westerholz verfassten Chronik für die Festschrift im Jahre 1985

 

 

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